Geschäftsbericht des Vorstands für das Jahr 2017

Die Anonyme Alkoholkrankenhilfe Berlin (AKB) e.V. ist eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, die das Ziel haben, gemeinsam ihre Suchtprobleme zu lösen und anderen Suchtkranken und Suchtgefährdeten, insbesondere Alkohol- und Medikamentenabhängigen, sowie deren Angehörigen bei der Lösung ihres Suchtproblems zu helfen.

Beratungsangebote
In unserer Kontakt- und Beratungsstelle in Berlin-Dahlem, Gustav-Meyer-Str. 7, können sich Hilfesuchende, ganz gleich ob Abhängige oder Angehörige, täglich – auch samstags, sonntags und an Feiertagen – in der Zeit von 9 bis 21 Uhr ausführlich informieren und beraten lassen. Wir legen Wert darauf, dass unser Beratungsangebot mit 12 Stunden täglich erheblich über die Öffnungszeiten anderer Einrichtungen hinausgeht. Wir halten es für unverzichtbar, Betroffenen auf dem Weg aus der Sucht auch an Wochenenden und an Feiertagen ein Angebot zu machen. Im Berichtsjahr ist es uns gelungen, unser Hilfs- und Beratungsangebot im vollen Umfang aufrecht zu erhalten. Unser offenes Haus bietet Abhängigen, die zu Beginn ihrer Trockenheit häufig Schwierigkeiten haben, mit freier Zeit sinnvoll umzugehen, eine wertvolle Anlaufstelle. Ebenso nutzen viele Betroffene, die schon länger abstinent leben, dieses Angebot, um das Gespräch zu suchen und ihre Erfahrung mit neuen Hilfesuchenden zu teilen. Wir begrüßen die Einbindung von Familie und Freunden, die für Betroffene und Angehörige von großem Nutzen sein kann. Auch im Berichtsjahr umfasste unser Angebot wieder das bis Mitternacht offene Haus an Heiligabend und ebenfalls die Silvesterfeier ohne Alkohol mit Buffet und Musik.

Mitglieder
Im Berichtsjahr zählten wir 336 Vereinsmitglieder, somit blieb die Zahl der Mitglieder in den letzten Jahren weitgehend konstant.

Selbsthilfegruppen
Im Berichtsjahr konnten wir 28 Gesprächsgruppen, davon 2 Angehörigengruppen, in 6 Berliner Bezirken anbieten. Die zielgruppenorientierte „Unter 35 Gruppe“ konnte ihre Arbeit fortsetzen und die im Vorjahr neu eröffnete Selbsthilfegruppe für „Suchtkranke schwule Männer“ hat sich gut etabliert.

Tagestherapie
In unseren Räumen bieten wir ein tagesstrukturierendes Programm in Selbsthilfe an, die Ambulante sechswöchige Tagestherapie. Zielsetzung der Tagestherapie ist eine Stabilisierung der Abstinenz in der Regel nach einem qualifizierten Entzug bei gleichzeitiger täglicher Nutzung von abendlichen Selbsthilfegruppen. Das tagesstrukturierende Programm in einer Kleingruppe von Menschen in ähnlicher Lebenssituation hilft den Teilnehmern, ihre Isolation zu überwinden und, aus ihrem bestehenden Umfeld heraus, ihr Leben selbstbestimmt suchtmittelfrei zu gestalten. Nach Abschluss der Therapie bieten wir, im Rahmen unseres ‚offenen Hauses‘ eine nahtlose informelle Nachsorge an, die sich, ohne zeitliche Begrenzung oder Bindung an die Dauer der Abstinenz, ausschließlich am individuellen Bedarf des Klienten orientiert. Die ambulante Tagestherapie haben im Berichtsjahr 51 Personen begonnen. Davon haben 12 die Therapie vorzeitig beendet oder mussten wegen eines Rückfalls entlassen werden. Dabei führen wir die gestiegene Rate an Abbrüchen auf einen wachsenden Anteil der Teilnehmer mit Mehrfachdiagnosen zurück. Nach einem Rückfall kann die Tagestherapie nach Ablauf von 6 Monaten oder nach einem Motivationsgespräch mit positiver Prognose nochmals begonnen werden. Wir bieten den Teilnehmern der sechswöchigen Tagestherapie weiterhin wöchentlich 5 Intensivgruppen an, die suchtspezifische Themen bearbeiten und so den Abstinenzanfängern Hilfe bei der Bewältigung ihrer individuellen Suchtgeschichte geben und Perspektiven für ein suchtfreies Leben aufzeigen. Dieses Angebot hat sich in den letzten Jahren sehr gut bewährt und wird von den Therapieteilnehmern sehr positiv bewertet.
Viele, die die Therapie beendet haben, besuchen weiter regelmäßig unsere Gesprächsgruppen und die Mehrheit unserer ehrenamtlichen Helfer ist, wie seit vielen Jahren, nach wie vor aus der Sechswochentherapie hervorgegangen.

Informationsarbeit in Krankenhäusern
2017 haben wir Patienten in 15 Berliner Entzugseinrichtungen und Entgiftungstationen der Kliniken über die Angebote der Sucht-Selbsthilfe informiert. Besonders anzumerken ist, dass rund 50% der Teilnehmer unserer sechswöchigen Tagestherapie die Entscheidung für diese Therapieform aufgrund des Erstkontaktes mit unseren ehrenamtlichen Helfern in der Krankenhausinformationsarbeit getroffen haben.

Prävention
Im Rahmen unserer Präventionsarbeit bieten wir Berliner Schulen Informationsgespräche für Schüler mit ihren Lehrern an. Trockene Alkoholiker informieren über Wesen und Verlauf der Alkoholkrankheit und vermitteln durch Bericht über ihre eigene Entwicklung, dass die Krankheit zum Stillstand gebracht werden kann. Uns ist bewusst, dass diese Aufklärung junge Menschen nicht davon abhalten kann, Alkohol zu konsumieren. Sie wird möglicherweise aber die Wahrnehmung schärfen für die Gefahr von Alltagsdrogen, und sie kann den Schülern, die ein Alkoholproblem in der Familie haben, deutlich machen, dass es Hilfe gibt. Im Berichtsjahr haben 2 Schulklassen mit insgesamt 49 Schülern an diesen Informationsveranstaltungen teilgenommen.

Kontakte & Kooperationen
Einige große Berliner Firmen empfehlen unser Angebot ihren betroffenen Mitarbeiten. Die Zusammenarbeit mit betrieblichen Sozialeinrichtungen hat sich bisher sehr gut bewährt. In Vernetzungstreffen mit der Caritas Königsberger 11 entwickeln wir die Kooperation zwischen Selbsthilfe und professioneller integrativer Suchtberatung der Caritas laufend weiter. Ärzte Berliner Entzugskliniken, insbesondere der DRK-Kliniken Drontheimer Straße und des Jüdischen Krankenhauses, schicken Patienten während der qualifizierten Entgiftung zur Beratung in unser Haus. Ziel ist die Motivation zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder der sechswöchigen Tagestherapie. Die Universal-Stiftung Helmut Ziegner, eine Wohngruppe des BSTW und die Stadtmission City Berlin empfehlen ihren betroffenen Klienten ebenfalls unsere Tagestherapie.

Öffentlichkeitsarbeit & Informationsveranstaltungen
Wie in jedem Jahr erfreute sich unser Sommerfest bei Vereinsmitgliedern, Angehörigen und Freunden großer Beliebtheit und wurde auch von Personen des öffentlichen Lebens, Vertretern unserer Kooperationspartner und von Mitarbeitern aus Therapieeinrichtungen aus Berlin und Brandenburg besucht. Wir danken allen Besuchern für ihre und besonders Herrn Bezirksvorsteher Renè Rögner-Francke für seine sehr großzügige Spende, die uns ermöglichte, die erforderliche Fällung der abgängigen Birke auf unserem Grundstück zu finanzieren.
Wir waren im Berichtsjahr beteiligt:
– an der Aktionswoche Alkohol 2017 und am Selbsthilfegruppen-Speed-Dating der Hartmut-Spittler-Fachklinik
– an der Sucht-Selbsthilfe-Tagung der Landesstelle Berlin
– am Selbsthilfe-Tag 2017 (Selko, Landesstelle, Parität Berlin)
– und am Gesundheitstag der Beuth-Hochschule Berlin.

Gremienarbeit
Wir waren im Berichtsjahr vertreten in den Gremien:
– der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft des Bezirks Steglitz Zehlendorf, in der Untergruppe Suchtprävention
– im Vorstand und im Arbeitskreis Krankenhäuser der Landesstelle Berlin für Suchtfragen
– und in der Fachgruppe Suchthilfe von Parität Berlin

Freizeit & Vereinsaktivitäten
Die seit langem bestehenden Freizeitgruppen Skat, PC-Gruppe und die Holzwerkgruppe sind nach wie vor gut besucht. Unsere Weihnachtsfeier haben wir 2017 in der Gustav-Meyer-Straße durchgeführt. Die Beteiligung der Mitglieder des AKB am ADV Drachenbootrennen war auch im Berichtsjahr zahlreich, sodass wir uns auch 2018 mit einen eigenen AKB Drachenboot melden werden. Diese Veranstaltung förderte, ebenso wie unsere Vereinsaktivitäten Freizeitgruppen, Kurzreisen und Feiern, die Bindung an den Verein und ist ein gutes Mittel, allen Betroffenen zu vermitteln, dass der Verzicht auf Suchtmittel nicht mit einem Verzicht auf Lebensfreude einhergehen muss.

Schlussbemerkung & Dank
Wir danken dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und der GKV Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe im Land Berlin für ihre Zuwendungen, ohne die eine Fortführung unserer umfangreichen Arbeit nicht möglich gewesen wäre.

Der Vorstand dankt allen ehrenamtlichen Helfern für ihren persönlichen Einsatz.