aus den Arbeitskreisen

Erstes Krankenhausvorstellertreffen 2015

am 07.02.15 fand das erste Treffen der Krankenhausvorsteller für dieses Jahr im AKB-Haus statt. Neben Gaby, welche unsere Einsätze koordiniert, nahmen elf Vorsteller an diesem Treffen teil.

Wir stellen den AKB und besonders die angebotene sechswöchige Tagestherapie regelmäßig in 16 Krankenhäusern und Kliniken vor. Dabei stellen wir in fünf Häusern monatlich, in sieben Kliniken alle zwei Wochen und in vier Krankenhäusern wöchentlich vor. In der Regel sind somit insgesamt 366 Termine für ein Kalenderjahr zu planen und durchzuführen. Ich glaube, dass wir uns als Selbsthilfeverein mit diesen Zahlen nicht verstecken zu brauchen.

Am Anfang unseres Treffens wurden organisatorische Dinge besprochen. Auch wenn unsere Treffen nur vier Mal im Jahr stattfinden und dadurch unsere Gruppenkasse eher spärlich gefüllt ist, werden wir einen Sonntag-Kochtermin im Juli übernehmen, zu welchem wir grillen werden. Für die Salate und den Kuchen suchen wir, auch außerhalb der Vorstellerrunde, noch freiwillige Spender. Natürlich sind alle Gruppenfreunde und Freunde des AKB herzlich zum Grillen eingeladen.
Eine unserer Vorstellerinnen wird unseren Kreis verlassen, sie wird in Zukunft ihre Zeit und Kraft für die Betreuung der Tagestherapie nutzen. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, dass eine andere Gruppenfreundin ihre Stelle einnehmen wird.

Um die große Anzahl von Vorstellungen bewältigen zu können, suchen wir weiterhin Gruppenfreunde, welche den AKB in den Krankenhäusern vorstellen. Wir bieten Interessierten vorab die Möglichkeit sich unsere Arbeit anzusehen, um herauszufinden, ob das auch etwas für sie sein könnte. Interessierte setzen sich am besten mit Gaby in Verbindung.
Da uns die Patienten, welche an den Vorstellungen teilnehmen, selten Rückmeldungen geben, nutzen wir unsere Treffen auch zum Erfahrungsaustausch. Dieses Mal ging es um den Nutzen von Vorstellungsrunden für die Patienten. Einige von uns berichteten darüber, dass diese Runden gern von den Patienten genutzt werden und so schneller und besser ein persönlicher Kontakt hergestellt werden kann. Die Zuhörer können sich aktiv an der Runde beteiligen und fassen Vertrauen zu uns.

Dabei sind wir uns einig, dass eine zu starre Ablaufplanung der Vorstellung nachteilig sein kann, da wir dann auf Fragen bzw. Störungen nicht flexibel genug reagieren können. Wir sind der Meinung, dass Offenheit in Bezug auf das Gegenüber und Erfahrung im Umgang mit den Patienten die wichtigsten Grundlagen sind. Diskussionen stehen wir aufgeschlossen gegenüber, finden aber auch klare Worte wenn wir auf „Ausreden“ stoßen.
Ich selbst lasse mich nur ungern auf Diskussionen ein, da deren Ausgang offen ist. Zu Beginn der Vorstellung sage ich den Patienten, dass ich ihnen ein Angebot mache. Ob sie es annehmen, ist immer ihre Entscheidung. Wem dann der Weg zu weit oder das Verpflegungsgeld zu hoch ist, dem empfehle ich, sich eine andere Unterstützung aus den Berliner Selbsthilfe- bzw. Therapieangeboten zu suchen.

Wir müssen uns bewusst sein, dass unsere Zuhörer in den meisten Fällen von den Kliniken zur Teilnahme an den Vorstellungen verpflichtet werden. Daraus resultieren oft Desinteresse oder offene Ablehnung. Dabei spielt es auch eine Rolle, in welchem Krankenhaus wir gerade arbeiten. So sind zum Beispiel die Termine im Urban-Krankenhaus eher schwierig, in der Schlosspark-Klinik herrscht dagegen ein ganz anderes Klima.

Wir erleben ein grundsätzliches Misstrauen der Betroffenen gegenüber der Selbsthilfe. Viel lieber nutzen die Patienten die von den Kliniken gestellten Therapieangebote (Tagesklinik, Langzeittherapie, etc.), da sie dann nicht selber aktiv werden müssen.

In diesem Zusammenhang bewerben wir unser Angebot der ambulanten Tagestherapie als Überbrückung bis zum Beginn der beantragten Langzeittherapie. Wir reden über die Notwendigkeit und die Vorteile der Eigenverantwortlichkeit, welche in diesem hohen Maße wahrscheinlich nur in der Selbsthilfe anzutreffen sind. Somit obliegt die Entscheidung, wie Trockenheit gelernt und Nüchternheit gelebt werden sollen, immer dem Einzelnen. Wir geben somit Hilfe zur Selbsthilfe.

Wir haben festgestellt, dass Betroffene, welche wir nach der Vorstellung im Einzelgespräch beraten, häufiger den Weg in den AKB finden. So dokumentieren wir seit dem vergangenen Jahr die Einzelberatungen; führend ist dabei die Schlosspark-Klinik, Schlusslicht ist das Klinikum Neukölln.
Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Erwartungshaltung unter uns Vorstellern. Bei der oben genannten Anzahl von durchgeführten Vorstellungen, fragen wir uns oft, warum so wenige Betroffene den Weg zum AKB finden.

Wir sind uns sicher, dass das nicht an unserer Arbeit und unserem Auftreten liegt, sondern der große Teil der Patienten sich noch nicht für ein trockenes bzw. cleanes Leben entschieden hat. Ich selbst habe an mindestens 20 Gruppenvorstellungen teilgenommen, bevor ich den Weg in den AKB gefunden habe.
Wie jeder normale Gruppenbesuch, nutzen die Krankenhausvorstellungen in erster Linie uns selbst. So geschieht es mir oft, dass ich an mich selber erinnert werde, wenn ich es mit Betroffenen zu tun habe, welche sich auf gar keinen Fall von ihrem Suchtmittel verabschieden wollen. Was kann uns als nüchterne bzw. cleane Vorsteller besseres geschehen, als dass uns unser Leben vor Augen geführt wird, wie es mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln aussehen würde.

Ich hoffe, ich konnte euch einen Eindruck von unserem Treffen vermitteln und euer Interesse an unsere Arbeit wecken.
Robby, süchtig