Ge­schäfts­be­richt des Vor­stan­des für das Jahr 2016

Die Ano­ny­me Al­ko­hol­kran­ken­hil­fe Berlin (AKB) e.V. ist eine Ge­mein­schaft von Frauen und Männern, die das Ziel haben, ge­mein­sam ihre Sucht­prob­le­me zu lö­sen und anderen Sucht­kran­ken und Sucht­ge­fähr­de­ten, ins­be­son­de­re Al­ko­hol- und Me­di­ka­men­ten­ab­hän­gi­gen, so­wie de­ren An­ge­hö­ri­gen bei der Lö­sung ih­res Sucht­prob­lems zu hel­fen.

Beratungs­an­ge­bote
In unserer Kontakt- und Be­ra­tungs­stel­le in Berlin-Dahlem, Gustav-Meyer-Str. 7, können sich Hil­fe­su­chen­de, ganz gleich ob Ab­hän­gi­ge oder An­ge­hö­ri­ge, täg­lich – auch sams­tags, sonn­tags und an Fei­er­ta­gen – in der Zeit von 9 bis 21 Uhr aus­führ­lich in­for­mie­ren und be­ra­ten las­sen.

Wir legen Wert dar­auf, dass unser Be­ra­tungs­an­ge­bot mit 12 Stun­den täg­lich er­heb­lich über die Öff­nungs­zei­ten an­de­rer Ein­rich­tun­gen hin­aus­geht. Wir hal­ten es für un­ver­zicht­bar, Be­trof­fen­en auf dem Weg aus der Sucht auch an Wo­chen­en­den und an Fei­er­ta­gen ein An­ge­bot zu ma­chen.
Im Be­richts­jahr ist es uns ge­lun­gen, unser Hi­lfs- und Be­ra­tungs­an­ge­bot auch unter den re­strik­ti­ver­en Rah­men­be­din­gun­gen des Min­dest­lohn­ge­set­zes, im vol­len Um­fang auf­recht zu er­hal­ten.
Un­ser of­fen­es Haus bie­tet Ab­hän­gi­gen, die zu Be­ginn ihrer Trocken­heit häu­fig Schwier­ig­kei­ten ha­ben, mit frei­er Zeit sinn­voll um­zu­gehen, eine wert­volle An­lauf­stelle. Eben­so nut­zen viele Be­trof­fene, die schon län­ger ab­sti­nent le­ben, die­ses An­ge­bot, um das Ge­spräch zu su­chen und ihre Er­fah­rung mit neu­en Hil­fe­su­chen­den zu tei­len. Wir be­grü­ßen die Ein­bin­dung von Fa­milie und Freu­nden, die für Be­trof­fene und ihre An­ge­hör­igen von gros­sem Nut­zen sein kann.
Auch im Be­richts­jahr um­fas­ste un­ser An­ge­bot wie­der das bis Mit­ter­na­cht of­fene Haus an Hei­lig­ab­end und eben­falls die Sil­ves­ter­fei­er oh­ne Al­ko­hol mit Buf­fet und Mu­sik.

Mit­glieder
Im Be­richts­jahr zähl­ten wir 335 Ver­eins­mit­glie­der, so­mit blieb die Zahl der Mit­glie­der mit knapp über 320 in den letz­ten Jah­ren weit­ge­hend kon­stant.

Selbst­hilfe­gruppen
Im Be­richts­jahr kon­nten wir 29 Ge­sprächs­grup­pen, da­von 2 An­ge­hör­igen­grup­pen, in 6 Ber­liner Be­zir­ken an­bie­ten.
Die ziel­grup­pen­ori­en­tier­te „Un­ter 35 Grup­pe“ kon­nte im Be­richt­jahr ihre Ar­beit fort­setzen und wir kon­nten eine Selbst­hil­fe­grup­pe für „Sucht­kra­nke schwu­le Männ­er“ neu er­öff­nen.
Die zu­letzt in­akt­ive Schrit­te-Grup­pe kon­nte in 2016 eben­falls wie­der­er­öf­fnet wer­den.

Tages­therapie
Seit dem Jahr 1979 bieten wir in un­se­ren Räu­men ein ta­ges­struk­tu­rie­ren­des Pro­gramm in Selbst­hilfe an, die Am­bu­lante sechs­wö­chige Ta­ges­the­ra­pie. Ziel­set­zung der Ta­ges­the­ra­pie ist eine Sta­bi­li­sie­rung der Abs­ti­nenz in der Re­gel nach ei­nem qua­li­fi­zier­ten Ent­zug bei gleich­zei­ti­ger täg­li­cher Nut­zung von abend­li­chen Selbst­hil­fe­grup­pen. Das ta­ges­struk­tu­rie­rende Pro­gramm in ei­ner Klein­gruppe von Men­schen in ähn­li­cher Le­bens­si­tu­a­tion hilft den Teil­neh­mern, ihre Iso­la­tion zu über­win­den und, aus ih­rem be­ste­hen­den Um­feld her­aus, ihr Le­ben selbst­be­stimmt sucht­mit­tel­frei zu ges­tal­ten. Nach Ab­schluss der The­ra­pie bie­ten wir, im Rah­men un­se­res ‚of­fe­nen Hau­ses‘ eine naht­lose in­for­melle Nach­sorge an, die sich, ohne zeitli­che Be­gren­zung oder Bin­dung an die Dauer der Abs­ti­nenz, aus­schließ­lich am in­di­vi­du­el­len Be­darf des Klien­ten ori­en­tiert.
Die am­bu­lante Ta­ges­the­ra­pie ha­ben im Be­richts­jahr 54 Per­so­nen be­gon­nen. Da­von ha­ben 16 die The­ra­pie vor­zei­tig be­en­det oder muss­ten we­gen ei­nes Rück­falls ent­las­sen wer­den. Da­bei füh­ren wir die ge­stie­gene Rate an Ab­brü­chen auf ei­nen wach­sen­den An­teil der Teil­neh­mer mit Mehr­fach­di­ag­no­sen zu­rück. Zwei be­reits ab­sti­nente Teil­neh­mer ha­ben die The­ra­pie zur Be­wäl­ti­gung ei­ner Kri­sen­situ­a­tion ge­nutzt.
Nach ei­nem Rück­fall kann die Ta­ges­the­ra­pie nach Ab­lauf von 6 Mo­na­ten oder nach ei­nem Moti­va­ti­ons­ge­spräch mit po­siti­ver Prog­nose noch­mals be­gon­nen wer­den.
Viele, die die The­ra­pie be­en­det ha­ben, be­su­chen wei­ter re­gel­mä­ßig un­sere Ge­sprächs­grup­pen und die Mehr­heit un­se­rer eh­ren­amt­li­chen Hel­fer ist, wie seit vie­len Jah­ren, nach wie vor aus der Sechs­wo­chen­the­ra­pie her­vor­ge­gan­gen.
Wir bie­ten den Teil­neh­mern der sechs­wö­chi­gen Ta­ges­the­ra­pie wei­ter­hin wö­chent­lich 5 In­ten­siv­grup­pen an, die sucht­spe­zi­fi­sche The­men be­ar­bei­ten und so den Abs­ti­nenz­an­fän­gern Hilfe bei der Be­wäl­ti­gung ih­rer in­di­vi­du­el­len Sucht­ge­schichte ge­ben und Per­spek­ti­ven für ein sucht­freies Le­ben auf­zei­gen. Die­ses An­ge­bot hat sich in den letz­ten Jah­ren sehr gut be­währt und wird von den The­ra­pie­teil­neh­mern sehr po­si­tiv be­wer­tet.

In­for­mati­ons­ar­beit in Kran­ken­häu­sern
2016 ha­ben wir Pati­en­ten in 16 Ber­li­ner Ent­zugsein­rich­tun­gen und Ent­gif­tungsta­ti­o­nen der Kli­ni­ken über die An­ge­bote der Sucht-Selbst­hilfe in­for­miert. Be­son­ders an­zu­mer­ken ist, dass ca. 50% der Teil­neh­mer an un­se­rer sechs­wö­chi­gen Ta­ges­the­ra­pie die Ent­schei­dung für diese The­ra­pie auf­grund des Erst­kon­tak­tes mit un­se­ren eh­ren­amt­li­chen Hel­fern in der Kran­ken­haus­in­for­mati­ons­ar­beit ge­trof­fen ha­ben.
Neue Kon­takte knüpf­ten wir im Be­richts­jahr zur Fach­ab­tei­lung des Zent­rums für Psy­chi­at­rie des Pots­da­mer Kli­ni­kums Ernst von Berg­mann und beim An­ge­hö­ri­gen­tref­fen in den AHG Kli­ni­ken Daun.

Prä­ven­tion
Im Rah­men un­se­rer Prä­venti­ons­ar­beit bie­ten wir Ber­li­ner Schu­len In­for­mati­ons­ge­sprä­che für Schü­ler mit ih­ren Leh­rern an. Tro­ckene Al­ko­holi­ker in­for­mie­ren über We­sen und Ver­lauf der Al­ko­hol­krank­heit und ver­mit­teln durch Be­richt über ihre ei­gene Ent­wick­lung, dass die Krank­heit zum Still­stand ge­bracht wer­den kann.
Uns ist be­wusst, dass diese Auf­klä­rung junge Men­schen nicht da­von ab­hal­ten kann, Al­ko­hol zu kon­su­mie­ren. Sie wird mögli­cher­weise aber die Wahr­neh­mung schär­fen für die Ge­fahr von All­tags­dro­gen, und sie kann den Schü­lern, die ein Al­ko­hol­prob­lem in der Fa­mi­lie ha­ben, deut­lich ma­chen, dass es Hilfe gibt. Im Be­richts­jahr ha­ben 3 Schul­klas­sen mit ins­ge­samt 81 Schü­lern an die­sen In­for­mati­ons­ver­an­stal­tun­gen teil­ge­nom­men.

Kon­takte und Ko­ope­ra­ti­o­nen
Ei­nige große Ber­li­ner Fir­men emp­feh­len un­sere An­ge­bote ih­ren be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ten. Die Zu­sam­men­ar­beit mit Be­triebs­rä­ten und den be­trieb­li­chen So­zi­al­ein­rich­tun­gen hat sich bis­her sehr gut be­währt.
In vier­tel­jähr­li­chen Ver­net­zungs­tref­fen mit der Ca­ri­tas Kö­nigs­ber­ger 11 ent­wi­ckeln wir die Ko­ope­ra­tion und Ab­stim­mung zwi­schen Selbst­hilfe und pro­fes­si­o­nel­ler in­te­grati­ver Sucht­be­ra­tung der Ca­ri­tas lau­fend wei­ter.
Ärzte Ber­li­ner Ent­zugs­kli­ni­ken, ins­be­son­dere der DRK-Kli­ni­ken Dronthei­mer Straße und des Jü­di­schen Kran­ken­hau­ses, schi­cken Pati­en­ten wäh­rend der quali­fi­zier­ten Ent­gif­tung zur Be­ra­tung in un­ser Haus. Ziel ist die Moti­va­tion zur Teil­nahme an Selbst­hil­fe­grup­pen oder der sechs­wö­chi­gen Ta­ges­the­ra­pie.
Die Uni­ver­sal-Stif­tung Hel­mut Ziegner und die Stadt­mis­sion City Ber­lin emp­feh­len ih­ren be­trof­fe­nen Klien­ten eben­falls un­sere Ta­ges­the­ra­pie.
Im Be­richts­jahr be­suchte die neue Sucht­selbst­hil­fe­re­fe­ren­tin der Lan­des­stelle für Sucht­fra­gen Ber­lin e.V., Frau Grube, den AKB.
Wei­tere Kon­takte knüpf­ten wir zu ei­ner Wohn­gruppe des BSTW und ei­ner Dele­ga­tion der Gut­temp­ler aus Lü­ne­burg, die sich vor Ort über un­sere An­ge­bote in­for­mie­ren lie­ßen.

Öf­fent­lich­keits­ar­beit und In­for­mati­ons­ver­an­stal­tun­gen
Wie in je­dem Jahr er­freute sich un­ser Som­mer­fest bei Ver­eins­mit­glie­dern, An­ge­hö­ri­gen und Freun­den gro­ßer Be­liebt­heit und wurde auch von Per­so­nen des öf­fent­li­chen Le­bens, Ver­tre­tern un­se­rer Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner und von Mit­ar­bei­tern aus The­ra­pie­ein­rich­tun­gen aus Ber­lin und Bran­den­burg be­sucht. Wie schon seit vie­len Jah­ren war auch dies­mal Be­zirks­stadt­rä­tin Frau Christa Markl-Vieto Gast und si­cherte dem Ver­ein ihre Un­ter­stüt­zung zu; be­son­ders freue sie, dass Haus und Grund­stück nun durch Erb­pacht 30 Jahre für den AKB ge­si­chert sind.

Au­ßer­or­dent­lich po­si­tive Re­so­nanz ver­buchte im Spät­som­mer 2016 un­sere In­for­mati­ons­ve­ran­stal­tung mit dem Ti­tel: „Die Kon­zep­tion der Ano­ny­men Al­ko­hol­kran­ken­hilfe Ber­lin“ an­läss­lich ei­nes Be­suchs des neuen Lan­des­be­auf­trag­ten für Psy­chi­at­rie der Se­nats­ver­wal­tung für Ge­sund­heit und So­zi­a­les – Dr. Tho­mas Götz – im Be­zirk Steg­litz-Zeh­len­dorf zu­sam­men mit Ver­tre­tern aus Se­nat, Be­zirksamt und Ge­sund­heits­ver­wal­tung so­wie mit Ver­tre­tern der freien Trä­ger aus dem Be­zirk.

Wir wa­ren im Be­richts­jahr an der Ver­an­stal­tung der Lan­des­stelle Ber­lin für Sucht­fra­gen e.V., der 11. Sucht-Selbst­hilfe-Ta­gung Ber­lin ebenso be­tei­ligt,
wie am „Selbst­hilfe-Fes­ti­val-Ber­lin“, ei­ner ge­mein­sa­men Ver­an­stal­tung von Selko e.V./SE­KIS, der Lan­des­ver­ei­ni­gung Selbst­hilfe e.V., der Lan­des­stelle Ber­lin für Sucht­fra­gen e.V. und des Deut­schen Pa­ri­täti­schen Wohl­fahrts­ver­band Lan­des­ver­band Ber­lin e.V.
Mit ei­nem In­for­mati­ons­stand ver­tre­ten wa­ren wir:
– beim Ge­sund­heits­tag der Beuth-Hoch­schule für Tech­nik Ber­lin und
– beim Kiez­fest im Ro­sen­gar­ten Lank­witz ver­an­stal­tet vom Run­den Tisch Lank­witz-Süd­ende
so­wie
– bei der Messe „Mit­ein­an­der Le­ben Ber­lin“, Reha,Pflege,Mo­bi­li­tät für alle mit und ohne Han­di­kap.
Wir be­tei­lig­ten uns im Rah­men der Akti­ons­wo­che Sucht 2016 wie­der am Selbst­hil­fe­grup­pen-Speed-Da­ting der Hart­mut-Spitt­ler-Fach­kli­nik.

Gre­mien­ar­beit
Wir wa­ren im Be­richts­jahr ver­tre­ten in den Gre­mien
– der Psy­cho­so­zi­a­len Ar­beits­ge­mein­schaft (PSAG) des Be­zir­kes Steg­litz Zeh­len­dorf,
ins­be­son­dere in der Un­ter­gruppe Sucht­prä­ven­tion und
– im Vor­stand der Lan­des­stelle Ber­lin für Sucht­fra­gen e.V.

Frei­zeit und Ver­eins­ak­ti­vi­tä­ten
Die be­reits seit lan­gem be­ste­hen­den Frei­zeit­grup­pen Skat so­wie Brett- und Kar­ten­spiele sind nach wie vor gut be­sucht. Sehr stark ge­nutzt wer­den ins­be­son­dere die PC-Grup­pen und die Holz­werk­gruppe, in der prakti­sche und de­ko­ra­tive Holz­ar­bei­ten an­ge­fer­tigt wer­den.
Un­sere Weih­nachts­feier ha­ben wir 2016 in der Gus­tav-Meyer-Straße durch­ge­führt.
Die Be­tei­li­gung der Mit­glie­der des AKB am ADV Dra­chen­boot­ren­nen war auch im Be­richts­jahr zahl­reich, so­dass wir uns auch 2017 mit ei­nen ei­ge­nen AKB Dra­chen­boot mel­den wer­den. Diese Ver­an­stal­tung för­derte, ebenso wie un­sere Ver­eins­ak­ti­vi­tä­ten Frei­zeit­grup­pen, Kurz­rei­sen und Fei­ern, die Bin­dung an den Ver­ein und ist ein gu­tes Mit­tel, al­len Be­trof­fe­nen zu ver­mit­teln, dass der Ver­zicht auf Sucht­mit­tel nicht mit ei­nem Ver­zicht auf Le­bens­freude ein­her­ge­hen muss.

Schlussbemerkung und Dank
Wir danken dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und der GKV Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe Berlin für ihre Förderung, ohne die wir unser umfangreiches Hilfsangebot nicht aufrecht erhalten könnten.

Der Vor­stand dankt al­len eh­ren­amt­li­chen Hel­fern für ih­ren per­sönli­chen Ein­satz.

Berlin, im Ja­nuar 2017