Geschäftsbericht des Vorstandes 2014
Die Anonyme Alkoholkrankenhilfe Berlin (AKB) e.V. ist eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, die das Ziel haben, gemeinsam ihre Suchtprobleme zu lösen und anderen Suchtkranken und Suchtgefährdeten, insbesondere Alkohol- und Medikamentenabhängigen, sowie deren Angehörigen bei der Lösung ihres Suchtproblems zu helfen.
Beratungsangebote
In unserer Kontakt- und Beratungsstelle in Berlin-Dahlem, Gustav-Meyer-Str. 7, können sich Hilfesuchende, ganz gleich ob Abhängige oder Angehörige, täglich – auch samstags, sonntags und an Feiertagen – in der Zeit von 9 bis 21 Uhr ausführlich informieren und beraten lassen.
Wir legen Wert darauf, dass unser Beratungsangebot mit 12 Stunden täglich erheblich über die Öffnungszeiten anderer Einrichtungen hinausgeht. Wir halten es für unverzichtbar, Betroffenen auf dem Weg aus der Sucht auch an Wochenenden und an Feiertagen ein Angebot zu machen.
Unser offenes Haus bietet Abhängigen, die zu Beginn ihrer Trockenheit häufig Schwierigkeiten haben, mit freier Zeit sinnvoll umzugehen, eine wertvolle Anlaufstelle. Ebenso nutzen viele Betroffene, die schon länger abstinent leben, dieses Angebot, um das Gespräch zu suchen und ihre Erfahrung mit neuen Hilfesuchenden zu teilen. Wir begrüßen die Einbindung von Familie und Freunden, die für Betroffene und ihre Angehörigen von großem Nutzen sein kann.
Auch im Berichtsjahr umfasste unser Angebot wieder das bis Mitternacht offene Haus an Heiligabend und ebenfalls die Silvesterfeier ohne Alkohol bis 2 Uhr mit Buffet und Musik.
Mitglieder
Im Berichtsjahr zählten wir 310 Vereinsmitglieder, somit blieb die Zahl der Mitglieder mit knapp über 300 in den letzten 5 Jahren weitgehend konstant.
Selbsthilfegruppen
Im Berichtsjahr konnten wir 31 Gesprächsgruppen, davon 2 Angehörigengruppen, in 6 Berliner Bezirken anbieten.
In 2014 konnten wir unser Angebot nicht nur quantitativ leicht erhöhen; wir freuen uns besonders über die inhaltliche Erweiterung: Durch das Engagement von Vereinsmitgliedern gelang es, wieder eine Schritte-Gruppe zu eröffnen, die dieses seit Jahrzehnten bewährte Angebot zur persönlichen Weiterentwicklung im AKB wiederbeleben will. Gänzlich neu im Angebot ist die Unter-35-Gruppe, die sich das Ziel gesetzt hat, die Zugangsschwellen für junge Abhängigkeitskranke abzubauen; hierfür spricht die Gruppe sehr deutlich Mischkonsum unterschiedlichster stofflicher Suchtmittel an und wird als bisher einzige Selbsthilfegruppe im Verein als Dialoggruppe geführt.
Tagestherapie
In unseren Räumen bieten wir ein tagesstrukturierendes Programm in Selbsthilfe an, die Ambulante sechswöchige Tagestherapie. Sinn dieser Therapie ist es, Alkoholikern die Möglichkeit zu geben, aus ihrem häuslichen Bereich heraus Abstand vom Alkohol zu gewinnen und erste Trockenheitserfahrungen zu sammeln. Wichtig erscheint uns für das Erreichen des Therapieziels die täglich neue Entscheidung der Betroffenen über ihre Teilnahme an diesem Angebot. Der Abhängige muss für sich jeden Tag die Frage neu beantworten, wie ernst es ihm ist, etwas für seine Trockenheit zu tun. Die Aufnahme der Therapie ist nach einem ausführlichen Vorgespräch ohne Wartezeit oder Kostenübernahmeregelung möglich.
Die ambulante Tagestherapie haben im Berichtsjahr 55 Personen begonnen. Davon haben 5 die Therapie vorzeitig beendet oder mussten wegen eines Rückfalls entlassen werden. Nach einem Rückfall kann die Tagestherapie nach Ablauf von 6 Monaten oder nach einem Motivationsgespräch mit positiver Prognose nochmals begonnen werden. Von denen, die die Therapie beendet haben, besuchen viele weiter regelmäßig unsere Gesprächsgruppen.
Wir bieten den Teilnehmern der sechswöchigen Tagestherapie weiterhin wöchentlich 5 Intensivgruppen an, die suchtspezifische Themen bearbeiten und so den Abstinenzanfängern den Einstieg in die Bewältigung der individuellen Suchtgeschichte erleichtern und Perspektiven für ein suchtfreies Leben aufzeigen. Dieses Angebot hat sich in den letzten 5 Jahren sehr gut bewährt und wird von den Therapieteilnehmern sehr positiv bewertet.
Informationsarbeit in Krankenhäusern
2014 haben wir Patienten in 17 Berliner Entzugseinrichtungen und Entgiftungstationen der Kliniken über die Angebote der Sucht-Selbsthilfe informiert. Besonders anzumerken ist, dass nach Auswertungen unseres internen Qualitätsmanagements ca. 50% der Teilnehmer an unserer sechswöchigen Tagestherapie die Entscheidung für diese Therapie aufgrund des Erstkontaktes mit unseren ehrenamtlichen Helfern in der Krankenhausinformationsarbeit getroffen haben.
Prävention
Im Rahmen unserer Präventionsarbeit bieten wir Berliner Schulen Informationsgespräche für Schüler mit ihren Lehrern an. Trockene Alkoholiker informieren über Wesen und Verlauf der Alkoholkrankheit und vermitteln durch Bericht über ihre eigene Suchtkarriere, dass die Krankheit zum Stillstand gebracht werden kann.
Uns ist bewusst, dass diese Aufklärung junge Menschen nicht davon abhalten kann, Alkohol zu konsumieren. Sie wird möglicherweise aber die Wahrnehmung schärfen für die Gefahr von Alltagsdrogen, und sie kann den Schülern, die ein Alkoholproblem in der Familie haben, deutlich machen, dass es Hilfe gibt. Im Berichtsjahr haben eine Schulklasse bei uns im Haus und die Beethoven-Schule, ein Gymnasium in Steglitz-Zehlendorf, diese Informations-veranstaltung in Anspruch genommen.
Kontakte und Kooperationen
Einige große Berliner Firmen empfehlen unsere Angebote ihren betroffenen Mitarbeiten. Die Zusammenarbeit mit Betriebsräten und den betrieblichen Sozialeinrichtungen hat sich bisher sehr gut bewährt. Darüber hinaus kooperieren wir mit der Caritas Königsberger 11, sowie der Universal-Stiftung Helmut Ziegner und der Stadtmission City Berlin, die ihren betroffenen Klienten ebenfalls unsere Tagestherapie empfehlen. Ferner schicken Ärzte in Berliner Entzugskliniken, insbesondere der DRK-Kliniken Drontheimer Straße und des Jüdischen Krankenhauses, Patienten während der qualifizierten Entgiftung zur Beratung in unser Haus. Ziel ist die Motivation zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder der sechswöchigen Tagestherapie.
Öffentlichkeitsarbeit und Informationsveranstaltungen
Wie in jedem Jahr erfreute sich unser traditionelles Gartenfest bei unseren Vereinsmitgliedern, ihren Angehörigen und Freunden großer Beliebtheit und wurde auch von Personen des öffentlichen Lebens, Vertretern unserer Kooperationspartnern und Mitarbeitern von Therapieeinrichtungen aus Berlin und dem Land Brandenburg besucht.
Wir waren im Berichtsjahr an der Veranstaltung der Landesstelle Berlin für Suchtfragen e.V. beteiligt, der 9. Sucht-Selbsthilfe-Tagung Berlin. Mit Informationsständen waren wir vertreten: Beim „Tag der Begegnung“ anläßlich der Feier ‘125 Jahre Suchtselbsthilfe und mehr‘ der Guttempler, beim Tag der offenen Tür der Berliner Polizei sowie beim „Selbsthilfe-Festival-Berlin“, einer gemeinsamen Veranstaltung von Selko e.V., der Landesstelle Berlin für Suchtfragen e.V. und der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e. V.
Gemienarbeit
Wir waren im Berichtsjahr vertreten in den Gremien
– des IRSD (Integrierten Regionalen Suchthilfedienst) Süd-West
für Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf;
– der Untergruppe Suchthilfe der PSAG,
– der Untergruppe Suchtprävention der PSAG
sowie der übergeordneten
– PSAG – Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft des Bezirkes Steglitz Zehlendorf
– der Landesstelle Berlin für Suchtfragen e.V.
– sowie der ABA, Arbeitsgemeinschaft beauftragter berliner Abstinenz- und Suchtselbsthilfeverbände
Freizeit und Vereinsaktivitäten
Die bereits seit langem bestehenden Freizeitgruppen Skat sowie Brett- und Kartenspiele sind nach wie vor gut besucht. Sehr stark besucht sind insbesondere die PC-Gruppen und die Holzwerkgruppe, in der praktische und dekorative Holzarbeiten angefertigt werden.
Unsere Weihnachtsfeier haben wir 2014 in der Gustav-Meyer-Straße durchgeführt.
Die Beteiligung der Mitglieder des AKB am ADV Drachenbootrennen war auch im Berichtsjahr so zahlreich, dass wir uns auch 2015 mit einen eigenen AKB Drachenboot melden werden. Diese Veranstaltung förderte, ebenso wie unsere Vereinsaktivitäten Kurzreisen, Freizeitgruppen und Feiern, die Bindung an den Verein und ist gutes Mittel, allen Betroffenen zu vermitteln, dass der Verzicht auf Suchtmittel nicht mit einem Verzicht auf Lebensfreude einhergehen muss.
Schlussbemerkung
Wir danken dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf für seine Zuwendung, ohne die eine Fortführung unserer umfangreichen Arbeit nicht möglich wäre.
Der Vorstand dankt allen ehrenamtlichen Helfern für ihren persönlichen Einsatz.
Berlin, im Januar 2015 – für den Vorstand: Christian-Peter Stephan